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04 – Fütterungsbedarfswerte (lt. GfE) für Jungpferde, Wachstum und Osteochondrose (OCD), Bestimmung des Gewichts (o. Waage) und das Thema „Zigeunermaß“

Jungpferde Fütterung im Winter

Angaben entnommen aus: Ausschuss für Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie Energie- und Nährstoffbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere (2014): „Empfehlungen zur Energie- und Nährstoffversorgung von Pferden“; DLG Verlag ISBN 978-3-7690-0805-0

Die Fütterung eines Pferdes setzt sich allgemein aus dem Erhaltungsbedarf und den Zuschlägen für den Mehrbedarf für Leistung zusammen.

Bei einem Pferd im Wachstum bezieht sich der Mehrbedarf für Leistung auf das Wachstum und vor allem was die Energieleistung angeht auch auf den Energieverbrauch in der Herde – für Bewegung und Spiel, sowie auf den Energieverbrauch durch klimatische Verhältnisse – Kälte, Hitze, Wind, Nässe, Insekten etc.

Um den Bedarf eines Pferdes in Standardwerten angeben zu können, wurden verschiedene Ansätze entwickelt. Unter allen Ansätzen, wie Kaliberindex (Lebendmasse zu Stockmaß unter Einbeziehung des Röhrbeinumfangs) oder dem Body Condition Score (BCS) der den Ernährungszustand eines Pferdes beschreibt, hat sich über die verschiedenen Rassen, Wachstums- und Leistungsphasen des Pferdes hinweg die metabolische Körpergröße

 (kg0,75 LM) zur Ermittlung von Bedarfswerten gehalten.

metabolisches Körpergewicht

Jungpferde Bedarf – Wachstum (großwüchsige Warmblüter)

Trockenmasse    g TM/ KG 0,75 LM;  Empfehlung: 110 g TM/ Kg LM 0,75/ Tier / Tag

Jungpferdebedarf an Nährstoffen im Wachstum

Wachstum und Osteochondrose Entwicklung (OCD/ „Gelenkchips“)

Zur Angabe der Körpergröße bei Pferden wird üblicherweise das Stockmaß verwendet. Bei wachsenden Pferden spiegelt es dabei in erster Linie das Längenwachstum der Röhrenknochen an den Vordergliedmaßen wieder. Das seltener verwendete Bandmaß, welches auch die Körpergröße des Pferdes angibt, dokumentiert aber auch die Entwicklung der Schultermuskulatur und wird dadurch auch von dem Ernährungszustand des Pferdes beeinflusst.

Einig sind sich alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen darin, dass ein großes Körperwachstum bei unseren Warmblutfohlen in den ersten drei Lebensmonaten stattfindet.

Ab dem 3. Lebensmonat ist der Wachstumsverlauf unserer Warmblutfohlen, meiner Meinung nach nicht einheitlich darzustellen. Zu unterschiedlich sind Haltung, Fütterung und Saisonal abhängige Vegetations- und Wetterschwankungen.  Das bedeutet, dass das Wachstum der Fohlen in den verschiedenen Lebensmonaten individuell unterschiedlich sein kann. Auch wenn Escobars Wachstumskurve, trotz seiner Hufbeinfraktur in den ersten Lebensmonaten, sehr linear verlaufen ist.

In Ihrer Dissertation 2003, ist Annette Wilke der Frage nachgegangen welchen Einfluss die Aufzucht (inklusive Kraftfutterfütterung) und die Haltung auf das Auftreten von Osteochondrose (OCD/ sog. Gelenkchips) beim Reitpferd hat.

In Ihrer Dissertation, in der insgesamt mit 694 Tieren eine hohe Probantenzahl untersucht worden ist, fand ich einige Erkenntnisse bemerkenswert:  Die Größe und das Wachstum der Fohlen von jungen Stuten (< 6 Jahre)  war geringer, als bei Stuten mittleren (7-11) bis höheren Alters (> 12). Bei der Betrachtung der Gesamtentwicklung fiel auf, dass die Fohlen der jungen Stuten in der Entwicklung deutlich hinter den Fohlen der anderen beiden Klassen zurückblieben.

Bezogen auf die tägliche Gewichtszunahme der Fohlens traten in ihrer Untersuchung Mineralisierungs – Fehlentwicklungen im Sinne der Osteochondrose (OC) im Fesselgelenk hochsignifikant, ab dem 4. Lebensmonat, häufiger bei den leichteren Fohlen auf, als bei den schwereren. Große Fohlen waren dagegen häufiger von Osteochondrose im Sprunggelenk betroffen als kleine Fohlen. Fohlen mit hoher täglicher Größenwachstumsrate waren häufiger von Osteochondrose im Sprunggelenk betroffen als Fohlen mit einem geringen täglichen Größenwachstum.

Wurden die Fohlen häufiger bewegt (bzw. erhielten sie 12 Std Weidegang), traten weniger OC im Fesselgelenk auf, wohingegen beim Sprunggelenk kein signifikanter Unterschied in der Bewegungsintensität erkennbar war.

Die OC-positiven Fohlen waren größtenteils entweder im Fessel- (18 %) oder im Sprunggelenk (10 %) betroffen, lediglich 3 % der Fohlen zeigten Befunde in beiden Gelenken. Somit folgte Annette Wilke der Vermutung, dass die Pathogenese von Osteochondrose im Fessel- und Sprunggelenk durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst wird.  Weiterhin bestand bei ihren Untersuchungen ein Zusammenhang in der Befundhäufigkeit der genannten Gelenke und dem Geschlecht. Bei insgesamt gleicher Befallsrate beider Geschlechter traten bei den Hengstfohlen gehäuft Befunde im Sprunggelenk auf, Stutfohlen hingegen waren vermehrt im Fesselgelenk betroffen. Die statistischen Analysen zum Einfluss der Wachstumsparameter auf Osteochondrose zeigten dabei, dass kleine, leichte Fohlen mit einem geringen Röhrbeinumfang tendenziell häufiger von OC im Fesselgelenk betroffen waren. Große, schwere Fohlen mit einem großen Röhrbeinumfang hingegen neigten zu Befunden im Sprunggelenk.

Auffallend war im Ergebnis, dass eine unterdurchschnittliche Gewichtsentwicklung nicht allein mit der biologischen Variation in der Entwicklung der Fohlen begründet werden konnte, sondern auch infolge einer unangepassten Nährstoffversorgung auftrat. So waren sowohl in der Gruppe der kleinen, als auch der großen Fohlen vermehrt die leichten Fohlen betroffen. Somit zog Annette Wilke den Schluss, dass die jeweils leichten Fohlen aufgrund einer unangepassten Nährstoffversorgung erkranken.

Im Zusammenhang ihrer Untersuchungen, wurden auch die Bewegungsintensitäten mit berücksichtigt. Dabei zeigte sich insbesondere eine nicht angemessene Bewegung – durch unregelmäßige und kurzfristigen Hochbelastung der Gliedmaßen – den Gelenkknorpel in einer Weise beeinträchtigen kann, die die Entstehung von OCD  begünstigt. Die Fohlen springen und bocken in Folge des angestauten Bewegungsdrangs, was zu häufigen Hyperextensionen führt. Weiterhin fehlte bei dieser Art von Bewegung jegliche Aufwärmphase. Also ausgelöste Schäden durch kurze, intensive Belastungen wie „Laufenlassen“.

Fohlen, die eine energiereiche Ration erhalten, zeigen in Kombination mit wenig Bewegung den höchsten Anteil osteochondrotischer Veränderungen. Dies scheint die Annahme zu stützen, dass selten gewährte Bewegung mit dem daraus resultierenden angestautem Bewegungsdrang, der durch energiereiches Futter noch verstärkt wird, die Entstehung von Osteochondrose begünstigt.
Allerdings muss die Versorgung der Fohlen mit Energie der Bewegung der Fohlen
angepasst sein, da eine defizitäre Versorgung mit Energie bei viel Bewegung ebenfalls zu einem gehäuften Auftreten von Osteochondrose führt.

(Wilke, Annette (2003): „Der Einfluss von Aufzucht und Haltung auf das Auftreten von Osteochondrose beim Reitpferd“; Inaug. Diss. Tierärztliche Hochschule Hannover; Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover und dem Institut für Tierzucht und Haustiergenetik der Georg-August-Universität Göttingen)

Zigeunermaß (ab einem Lebensjahr)

Jeden Züchter und Besitzer interessiert es, wie groß der Pferde – Nachwuchs wohl am Ende werden wird. Seit Jahrhunderten wird für diese Schätzung das sogenannte Zigeunermaß benutzt. Es ist, meines Wissens nach, nie wissenschaftlich überprüft worden, aber es hat so häufig gestimmt, dass jeder es immer wieder mit einem Lächeln als Richtmaß heimlich anwendet.

Man sollte es, vermutlich wegen dem ersten großen Wachstumssprung im ersten Lebensjahr, erst nach Vollendung der ersten 12 Monate des Pferdes benutzen. Mit zunehmendem Alter (und damit Größe) des Pferdes näheren sich erfahrungsgemäß Zigeunermaß und tatsächliche Endgröße des Pferdes mehr und mehr an. Escobars Endgröße wäre, nach dem Zigeunermaß mit 16 Monaten, ein Stockmaß von 1,71 m, was für mich ideal wäre. Ich werde das spaßeshalber im Auge behalten … .

Beim Zigeunermaß, wird ein Bandmaß (Strick) vom Ellbogenhöcker des Pferdes bis zum Boden gehalten, dann wird diese Länge nach oben umgeschlagen, wobei der Ellbogenhöcker den Drehpunkt darstellt. An der Schulter angelegt wird, dem Körper folgend, die Länge angelegt. Der verbleibende Überstand soll angeben wie viel das Pferd noch wachsen wird. Die Größe wird dann aber in Stockmaß angenommen. Manche messen die Länge: Ellbogenhöcker-Kötenzopf und schlagen diese Länge dann senkrecht um. Bei beiden Messungen kommt übrigens das Gleiche bei heraus.

Gewicht des Pferdes

Die sicherste Bestimmung des Körpergewichts ist natürlich das Wiegen.

Ist das nicht möglich, kann man das Gewicht des Pferdes (jeden Alters) auch schätzen:

Durchschnittliche Lebendmasse eines Warmblutfohlens/ -Absetzers in Abhängigkeit vom Alter (Endgewicht 600 Kg); Angaben n. GfE (2016)

Geburt               63,6 kg

2 Monate         150 kg

4 Monate         204 – 216 kg

6 Monate         252 – 270 kg

12 Monate       348 – 390 kg

18 Monate       408 – 474  kg

Angesichts eines Geburtsgewichtes von 7-13 % des Endgewichtes (versch. Autoren), machen auch diese Zahlen die hohe Wachstumsintensität im ersten Lebenshalbjahr deutlich.