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17 Hufbeschlag für die Körung?

Ich habe mal zum Spaß auf Wikipedia Hufbeschlag „gegoogelt“.

Zitat: „Als Hufbeschlag wird das Anpassen und Aufbringen von Hufschutz (Pferde, Maulesel, Esel oder Rinder) nebst den dazu notwendigen Vorbereitungsarbeiten (sogenanntes Zurichten des Hufs), bezeichnet. Ziel ist es, den Huf vor zu starkem Abrieb zu schützen, wie er bei häufigem Reiten oder Fahren hauptsächlich auf befestigten Wegen und Straßen entsteht. Des Weiteren kann der Hufbeschlag dazu dienen, einer fehlerhaften Hufstellung korrigierend entgegenzuwirken, um so einen möglichst flüssigen Bewegungsablauf gewährleisten zu können.“

Abgesehen davon, dass ich noch nie von einem Hufbeschlag im Zusammenhang mit den Klauen von Rindern gehört habe und ich immer dachte zum „Huf“-Beschlag gehört auch zwingend ein Huftier, gebe ich dem Wikipedia-Text weitgehend Recht.

Genauso habe ich es auch immer gehandhabt. Wird ein Pferd häufig auf befestigten, harten Wegen und auf Straßen bewegt, oder auf betonierten Flächen gehalten und halten die Hufe dem Abrieb nicht stand, wird ein Pferd beschlagen. Dann aber natürlich auf allen vier Hufen.

Genauso habe ich als Tierarzt immer für einen entsprechenden Hufbeschlag plädiert, wenn dies medizinisch/ orthopädisch mir notwendig erschien.

Hufbeschlag zum Zweck der Körung?

Ich habe lange mit mir gekämpft.

Drei Jahre lang haben mein befreundeter Hufschmied Klaus Mäurer und ich uns Mühe gegeben Escobars Hufe immer so vernünftig hinzustellen wie es geht. Unzählige Male ist Klaus mit mir nach Rheda-Wiedenbrück in Escobar’s Aufzuchtstall gefahren, um die Hufe korrekt auszuschneiden und zu raspeln. (Siehe Block 05 – vom Fohlenhuf zum Jährlingshuf)

Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Alle Hufe stehen korrekt und beide Vorderhufe sehen identisch gleich aus, was ich übrigens in 21 Jahren Pferdepraxis als Tierarzt ganz selten zu sehen bekommen habe.

Escobar steht auf diesem Foto leider auf gewelltem Pflaster.
Der Boden ist also schief, nicht sein rechtes Vorderbein.
Das Horn ist elastisch, aber hart genug.

Wieviel „Bio“ geht?

Zuhause in Schleswig Holstein wurden die Pferde 4 oder 5 jährig das erste Mal Beschlagen. Nämlich dann, wenn die Pferde ausgewachsen waren und nun regelmäßig im Gelände geritten und gefahren wurden. So bin ich als Kind groß geworden.

Die Böden in Nümbrecht sind nach dem schnee-, bzw. regenreichen Winter noch weich, dass beim Ausreiten mit Escobar zur Zeit so gut wie kein Abrieb an den Tragerändern und an den Sohlen der Hufe entstehen. Das Pferd ist noch im Wachstum und die Füße sind perfekt. Muss ich ihn wirklich für die Körung beschlagen lassen?

Aber ich habe mich nicht getraut. Die Besitzerin des „Bio“-Hengstes, wie das Reitsportmagazin St. Georg vor zwei Jahren Escobar in einigen Berichten getauft hat, traute sich nicht den Hengst unbeschlagen zur Körung vorzustellen.  Ein beschlagener Hengst klingt auf dem Pflaster anders und bewegt sich einfach anders. Mir war das dann doch ohne Eisen zu viel „Bio“.

Obwohl es eigentlich ein Qualitätsmerkmal eines Vererbers sein müsste vier korrekte Hufe, unter einem geraden Fundament zu zeigen, die es nicht nötig haben mit Eisen versehen zu werden. Eisen, die ein eventuell schiefes Hornwachstum, oder einen schiefen Abrieb aufgrund eines eben nicht guten Fundamentes zu kaschieren. Wenn man es genau nimmt, sollten alle Hengste unbeschlagen zur Körung erscheinen, um gerade das korrekt von Seiten der Körkommissionen aus beurteilen zu können.

Auch wenn ich mir mit diesem Block viel Gedanken dazu gemacht habe, wie man die Hengstaufzucht und die Körvorbereitungen, im Sinne der Hengste besser machen kann, müssen für die nachfolgenden Generationen von jungen Hengstaufzüchtern auch noch Ideen übrig bleiben. Oder anders gesagt: Ich traute mich einfach nicht den ersten unbeschlagenen Hengst bei einer Körung vorzustellen.

Daher ist Escobar nun 3 Wochen vor der Körung beschlagen worden. Klaus Mäurer hat ihn super schön, korrekt zu Escobar’s Fesselstand beschlagen. Trotzdem wir sicherheitshalber die Schenkel etwas kürzer gehalten haben, als es bei einem wirklich korrekten Hufbeschlag mit voller Unterstützung hätte sein müssen, wird er ab morgen nur noch mit Hufglocken bewegt. In der Hoffnung er tritt sich nicht in die Eisenschenkel und verletzt sich, oder reißt sich die Eisen mit Hornverlust herunter.

Die Firma Equine Microtec hat Hufglocken entwickelt mit einem sogenannten Anti-twist. Diese Glocken haben innen  eine Vorwölbung, die in der Fesselbeuge des Pferdes zu liegen kommen soll und damit verhindern soll, dass die Glocken sich nicht drehen. Zudem soll dies auch verhindern, dass die Hufglocken nicht gerade in dem Moment noch in der Luft sind, wenn das Vorderbein bereits wieder auffußt. Also in genau dem Moment, indem die Hinterhufe im schlimmsten Fall in die Schenkel der Vordereisen greifen.

Ich werde in dem Block: Fazit/ Resümee der letzten drei Jahre, welchen ich vor habe nach der Körung zu schreiben, berichten, ob die Theorie der Firma den Praxistest bei uns bestanden hat.

Wir haben Escobar drei Wochen vor der Körung beschlagen, damit er noch Zeit hat sich an seinen nun veränderten Bewegungsablauf und an die veränderte Balance zu gewöhnen. Aber auch so kurz vorher, weil wir hoffen ihn nicht noch einmal umbeschlagen zu müssen. Nach der Körung soll Escobar, egal ob gekört oder nicht gekört, abtrainiert werden. Dann möchte ich die Eisen wieder abnehmen und er soll ein paar Monate Pause haben. Er ist vor zwei Tagen gerade erst drei Jahre alt geworden.

Escobar mit seinen neuen Hufeisen

Ich weiß, alle haben schon einmal mit einem Pferd beim Schmied rumgestanden.

Aber Klaus und ich hatten heute in der Sonne so viel Spaß. Wenn ein Schmied zum Filmen verdonnert wird …