Bevor die jungen Pferde das erste Mal ein Trensengebiß in das Maul bekommen, sollte man diesen Jungpferden die Zähne von einem Tierarzt anschauen bzw. behandeln lassen.
Diese Ansicht hat sich heute allgemein durchgesetzt.
Aber bei 2, 2 ½ und 3 jährigen Hengsten, die zur Körung vorbereitet werden sollen, stellt sich das Problem anders dar. Was sollte man zu diesem Zeitpunkt tun und was besser lassen?
Wie entwickelt sich das Pferdegebiß?
Viele kennen die Regel: 6 Tage, 6 Wochen, 6 Monate beim Fohlen-Milchgebiß.
Aber wie geht die Entwicklung weiter?
Während noch das Fohlen-Milchgebiß bestehen bleibt, brechen in den ersten beiden Lebensjahren des Pferdes, hinter den drei vorderen Milchbackenzähnen die ersten beiden bleibenden Backenzähne durch das Zahnfleisch. Gleichzeitig wächst der Kopf des Pferdes und damit entsteht auch ein Längenwachstum des Ober- und Unterkiefers.
Die letzten drei bleibenden Backenzähne brechen erst mit ca. 4 ½ Lebensjahren des Pferdes im Unter- und Oberkiefer durch die Schleimhaut. Also zu dem Zeitpunkt, indem das Größenwachstum des Kopfes weitgehend abgeschlossen ist.
Wechsel der Milchzähne hin zu den bleibenden Zähnen
In dem Lebensalter von 2- 2 ½ Jahren wechseln erst die vorderen beiden Backenzähne im Ober- und Unterkiefer. Das Größenwachstum des Kopfes und damit auch das Längenwachstum von Ober- und Unterkiefer tritt in seine Hochphase ein. Bei vielen Hengsten, die aufgrund ihrer Hormone schneller in der körperlichen Entwicklung sind, als gleichaltrige Wallache und Stuten, treten in diesem Alter häufig auch schon die ersten Wolfszähne (zu hohem Prozentsatz nur im Oberkiefer angelegt), sofern sie denn im Genom angelegt sind, durch die Schleimhaut.
Bevor sich die Reste der ersten beiden Milchzähne der Backenzähne lösen, entwickeln sich die bleibenden Backenzähne unter den Milchzähnen im Ober- und Unterkiefer. Erst durch deren Größenzunahme werden die Milchzähne an ihrer Kaufläche vermehrtem Druck ausgesetzt, vermehrt abgerieben und der Milchzahn wird dünner.
Sichtbahr ist das an den Unterkieferästen, an denen die sogenannten Bumps entstehen können. Diese festen, bogenförmigen Verdickungen zeigen die Größenwachstums-Aktivität der bleibenden Zähne an. Gleiches geschieht im Oberkiefer, es ist nur nicht nach außen hin so sichtbar.
Ca. 2 Jährig sind gerade erst die zweiten bleibenden Backenzähne durch die Schleimhaut gebrochen und gelangen nun langsam 2 ½ jährig in die Reibung mit ihrem Gegenspieler des Ober-, bzw. Unterkiefers.
Gleichzeitig wechseln die Zangen der Ober- und Unterkiefer Schneidezähne.
Wer schon sein eigenes Kind im Zahnwechsel erlebt hat, kann nachvollziehen: Das junge Pferd hat im Moment genug mit seinem Gebiß zu tun.
3- 3 ½ jährig wechselt dann der letzte der drei Backenmilchzähne im Ober- und Unterkiefer, während zu gleicher Zeit auch die Mittelzähne der Schneidezähne wechseln müssen.
Erst 4 ½ jährig haben in der Regel dann alle Zähne gewechselt und alle insgesamt 12 bleibenden Backenzähnen (je 3 pro Backenzahnreihe) sind vollständig durch die Schleimhaut durchgeschoben. Erst ca. 5 jährig sollten dann alle Zähne vollständig im Kontakt mit ihrem jeweiligen Gegenspieler sein. Nun kann das fertige Pferdegebiß korrekt sein Futter zermahlen, wenn alles fehlerfrei verlaufen ist.
Zahnbehandlungen bei 2, 2 ½ und 3jährigen Hengsten zur Körvorbereitung und für die Sportprüfungen
Bei den 2, 2 ½ jährigen ist der letzte bleibende Backenzahn im Ober- und Unterkiefer noch nicht, oder noch nicht vollständig durch die Schleimhaut durchgeschoben. Je nach Alter und Entwicklung des Einzeltieres betrifft dies auch bereits den vorletzten der bleibenden Backenzähne. Zudem beginnt in diesem Zeitraum auch der Wechsel der ersten beiden Backenzähne an allen vier Backenzahnreihen. Lässt man in der Betrachtung den Wechsel der Schneidezähne mal außer Acht, der ein junges Pferd alleine schon genug belasten kann, erfolgt die „vorsogliche“ Zahnbehandlung eines Pferdes in diesem Alter zum denkbar ungünstigstem Zeitpunkt.
Diese Skizze zeigt die rechten Backenzahnreihen eines ausgewachsenen Pferdes.
Bei einem 2jährigen, fehlen die letzten Zähne noch (rotes x), die ersten beiden Backenzähne wachsen und üben Druck auf die darüber liegenden Milchzähne aus (roter Kreis).
Bei einem 2 ½ jährigen, ist der Wechsel der ersten beiden Backenzähne mitten im Wechsel. Die verbliebenen Reste der Milchzähne, nach dem Durchbruch der bleibenden Zähne nennt man Milchzahnkappen. Normal fallen diese von alleine aus und machen keine Probleme. Durch eine zu frühe Entfernung, zum Beispiel durch die Rotationsbelastung mit einer Zahnraspel, oder mit einer Zahnmaschine, wird die Zementbildung in den bleibenden Zähnen zu früh beendet. Der bleibende Zahn kann nicht korrekt ausreifen und es kann zu Zementkaries und damit zu Schmerzen und Entzündungen führen, die unter physiologischen Bedingungen vermutlich nicht aufgetreten wären.
Bei einem 3 jährigen, sind die letzten Backenzähne auch noch nicht in der Maulhöhle angekommen (rotes X) , aber nun befinden sich die dritten Backenzähne im Wechse (roter Kreis)l. Da diese Zähne sich zwischen den vorderen zwei bereits gewechselten und den hinteren zwei bereits durchgeschobenen bleibenden Zähnen, einschieben müssen, macht dieser Wechsel am ehesten beim Pferd Probleme. Für die Milchzahnkappen gilt das Gleiche wie oben erwähnt, ein zu frühes Abnehmen kann die Zahnentwicklung des bleibenden Zahns massiv beeinträchtigen.
Zahnbehandlungen für die Körungen
stellen in diesem Lebensalter der Pferde extrem hohe Anforderungen an die Fachkompetenz des Tierarztes. Wolfszähne angelegt unter der Schleimhaut, oder bereits durch die Schleimhaut durchgeschoben, sollten in jedem Fall vollständig entfernt (und nicht abgebrochen !!) werden. Jedes Glätten bestehender Zahnkanten darf nur mit Führung der Maschine unten an den Zahninnenkanten und oben an den Zahnaußenkanten und so wenig wie möglich erfolgen, um ein zu frühes Lockern der noch verbundenen Milchzähne/ Milchzahnkappen zu vermeiden. Ein Glätten der frisch im Hochschieben befindlichen, bleibenden Zahnkronen sollte unterbleiben, um das empfindliche, junge Dentin zu schonen und um dem Pferd, auch mitten im Zahnwechsel, das Mahlen seines Futters weiterhin zu ermöglichen.
Die Pferde sind im Wachstum, im körperlichen Aufbau und mitten in ihrer hormonellen Entwicklung. Genau in dieser Phase, wird dem Organismus im Rahmen der Körvorbereitungen und Sportprüfungen extrem viel abverlangt. Daher müssen sie in der Lage sein ihr Futter, soweit es der Zahnwechsel zulässt, optimal einspeicheln und zermahlen zukönnen.