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18 Kurz-VA mit Sattelkörung der 3jährigen dressurbetonten Hengste

vom 26.- 28.4.2023 im Westfälischen Pferdestammbuch Münster Handorf

Dass ich nun tatsächlich mit Escobar auf dem Anhänger die Auffahrt zum westfälischen Pferdestammbuch hinauffahre, fühlt sich für mich unwirklich an.

Drei Jahre habe ich auf diesen Moment hingearbeitet. Die Sorgen um Escobar am Anfang, die vielen schlaflosen Nächte, all der Aufwand, die Vorbereitungen der letzten Monate und nun sind wir da. Verrückt, wenn man darüber nachdenkt.

Ich biege um die Ecke der Stallungen und schlagartig bin ich zurück in der Realität. Auf dem Hof stehen nur die Großen: Gerade werden die Hengste vom Gut Sprehe abgeladen, rechts parkt noch der LKW vom Landgestüt Celle und die Pflegerin von Helen Langehanenberg führt einen wunderschönen Hengst vor meinem Auto vorbei. Ich warte noch bis ein Pfleger den Turnierschrank mit der Aufschrift „Helgstrand“ über die Kante der Stallgassentür geschoben hat und schiebe mein kleines Gespann vorbei an dem LKW des Nordrhein Westfälischen Landgestüts.

Escobar stimmt auf seinem Anhänger in die anhaltende Phonie lautstarker Hengste mit ein. Ich steige aus und für einen Moment überrollt mich der Gedanke was ich hier eigentlich zu suchen habe. Aber Escobar fordert sein Recht ein, nach drei Stunden Fahrt endlich aussteigen zu dürfen und ich mache mich auf die Suche nach seiner Box. Es sollen Stewards irgendwo sein; ein sehr netter Man, mit bekanntem Gesicht, hilft mir die Box im Alleingang zu finden.

Escobar darf aussteigen

Mein Sohn Marc und ich laden unseren kleinen Schreihals ab und ich führe ihn in seine Box. Sofort ist Escobar da. Er sondiert durch sein Fenster die Lage auf dem Hof, schätzt kurz die drei Hengste in den Boxen um ihn herum ein und baut sich in seiner Box auf. Er ist so wunderschön und ich vergesse meine Unsicherheit von gerade eben. Escobar hat ein Recht hier zu sein und ich werde ihm dabei helfen – egal welche großen Namen um uns herum laufen.

N.N. – No Name gilt für die ungekörten Hengste. Zwei gekörte Warmblut-Hengste im Deckeinsatz, dürfen laut der FN in Deutschland nicht den gleichen Namen tragen. Daher ist Escobar zwar als Turnierpferd (Sport) bei der FN eingetragen, erhielt aber, da es seinen Namen bei den Turnierpferden schon 40 mal gab die Zahl 41 hinter seinem Namen. Sollte Escobar gekört werden, muss er einen neuen Namen als Deckhengst erhalten, der zurzeit einmalig ist und der von Seiten der FN abgesegnet ist. Das ist der Grund warum auf seiner Tafel N.N. steht und sein Name nur im Bereich Sport angegeben ist.

1. Teil: Vetcheck

Inzwischen Ist Philipp mit seiner Freundin Lara Gengler angekommen und nun ist unser Team komplett. Nachdem ich meinen Hengst „aufgehübscht“ habe, machen wir uns mit Pferdepaß, Amtstierarzt-Attest und EVA-Laborbefund mit Escobar auf zum Vetcheck.

Hier wird der Mikrochip abgelesen und die Zugehörigkeit von Pass und Pferd geprüft. Zudem wird geprüft, ob der Hengst vor der Anlieferung von einem Amtstierarzt noch im Heimatstall auf Anzeichen einer infektiösen Erkrankung hin untersucht worden ist. Ebenso schließt das Formular des Amtstierarztes auch die Abklärung der Infektionslage im Heimatstall mit ein.

Nun muss Escobar einmal im Schritt und Trab lahmheitsfrei seine Teilnahmefähigkeit unter Beweis stellen und dann dürfen wir gehen. Im Grunde genommen hätte Escobar zu diesem Zeitpunkt auch offiziell mit einem Stockmaß gemessen werden müssen, da er zur Sattelkörung angemeldet ist und noch nie offiziell „eingemessen“ worden ist. Gut das schien der Prüfkommission nicht aufzufallen. Ich hatte das Zuhause noch gemacht: Am Vortag hatte er ein Stockmaß von 1,68 m. Ich persönlich finde diese Größe für einen dreijährigen Warmblut Hengst zur Körung, der noch bis fünjährig einige Zentimeter wachsen wird, absolut perfekt und bin darauf richtig stolz,; wer braucht Vererber, die dreijährig schon über 1,70 messen? Aber da es niemanden interessierte, freue ich mich für mich alleine.

Freies Training

Vetcheck erledigt und wir bringen Escobar zurück zu seiner Box. Er ist aufgeregt, hellwach und scheint die ganze Aufmerksamkeit regelrecht zu genießen. Lange habe ich ihn nicht mehr so extrem gut gelaunt erlebt. Seine Augen strahlen. Beim Satteln spielt er den Hampelmann. Aber ich kenne ihn inzwischen so gut, dass ich Lachen muss – hier ist gerade pure Freude und kein negativer Stress am Start.

Wir entschließen uns Escobar fertig gesattelt kurz abzulongieren, was übrigens positiver Weise fast alle gemacht haben. Zwei geschlossene Longierzirkel stehen dafür zur Verfügung. Ich sehe meinem Pferd die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben – in die geschlossene Halle? Er wollte auf den Hof, auf die große Bühne und allen zeigen wer er ist.

Endlich darf er in die große Halle. Ich muss lachen – mein Pferd schreitet die Halle ab. Anders kann man es nicht beschreiben, wie er den gesamten Hufschlag nutzt und sich alles interessiert anschaut. Keine Angst vor den Viereckbegrenzungen, der Tribüne, den Menschen herum. Selbst als Helfer Tische und Stühle an der kurzen Seite aufstellen, trabt und galoppiert er unter Philipp konzentriert weiter. Nach 15-20 Minuten hören wir auf. Escobar ist am Hals und in der Sattellage naßgeschwitzt. Nicht weil er sich so aufgeregt hat, sondern weil er hochkonzentriert alles super richtig machen wollte. Wir kehren in den Stall zurück und ich wasche mein Pferd ab, während ich ihn lobe. Philipp grinst und mein Pferd genießt zufrieden schnaubend sein Mittagessen. Mein Sohn hat völlig vergessen zu filmen – wir müssen lachen. Was für eine schöne Atmosphäre in unserem Team.

Fazit: Ein gelungener erster Tag.

Tag 2: Donnerstag 27.4.23

Gegen sieben Uhr komme ich zum Füttern in den Stall und mein Pferd begrüßt mich leise wiehernd. Völlig ausgehungert schnappt er sich begeistert das Heu, welches ich ihm in seiner Box serviere. Sein Blick strahlt – hier hat einer gut geschlafen, die ganze Mähne voller Stroh und mein Blick streift die offensichtlichen Schlaffalten an seiner Hinterhand. Das Kraftfutter wird mit großem Appetit angenommen und ich kehre beruhigt für mein eigenes Frühstück ins Hotel zurück.

Gefühlte unzählige Male hatte ich seine Mähne verzogen, aber sie ist immer noch viel zu dick zum Flechten. Während ich mit den reißenden Gummis kämpfe, leiht sich Ramona Goldschmidt, die Reiterin des benachbarten Hengstes meinen Schwamm, weil ihr Hengst -Zelebration II- mit seinen Zöpfen anscheinend in seinem eigenen Kothaufen geschlafen hat. Wir lachen und kommen, während des Aufstylens unserer Pferde ins Gespräch. Der nette ältere Herr in der Stallgasse, mit einer bereiften Gehhilfe erzählt uns, dass er nicht mehr so gut zu Fuß wäre, weil er sich schon alles Mögliche in seinem Leben gebrochen hätte. Aber es wären immer Unfälle mit Pferden gewesen, fügt er lächelnd hinzu. Trotzdem könne er es aber nicht lassen und blickt mit liebevollem Stolz zu seinem Hengst hinüber, der trotz Ramonas Schwammaktion unserem Gespräch zu folgen scheint.

Das Boxenschild von Zelebration II (Sportname)

Philipp spricht schon wieder die Kötenzöpfe meines Pferdes an. Ich habe so gute Laune, dass ich mich trotz anstehender Weidesaison endlich dazu durchringe. Ja Philipp, ich schneide sie ab. Nun hat auch mein Bereiter gute Laune, während ich zur Schere greife, legt er nach: „Eva, alle flechten den Schopf ein“ und schaut dabei meinem Hengst ins Gesicht. Die strahlenden Augen und der schöne Schopf – Charaktergesicht finde ich. Aber Philipp bekommt Schützenhilfe von unser Nachbarin: „Ja das wollen die schon sehen.“ Ich starte einen letzten Abwehrversuch:  „Fragt die doch mal. Kein Richter kann hinterher sagen, ob das Pferd einen eingeflochtenen Schopf hatte, oder Kötenbehang“, während ich bereits seufzend zwei Gummis für den Schopf aus meiner Dose sammel.

Teilprüfung der Kurz VA: Vorstellung unter dem eigenen Reiter Donnerstag den 27.4.23

Fertig gesattelt verlässt Zelebration mit seiner Reiterin, gefolgt von seinem Besitzer den Stall, während Escobar noch eine halbe Stunde in seine Box gehen darf.

Jeder von uns atmet noch einmal tief durch.

Escobar ist gesattelt und getrenst und gerade als wir den Stall verlassen wollen, kehrt unsere Nachbarin zurück. Sie war gar nicht bis in die Prüfungshalle gekommen. Wir fragen nach. Zelebration ist wegen Lahmheit bereits in der Vorbereitungshalle herausgenommen worden. Wir schauen die Reiterin an. „Nichts. Ich habe nichts gefühlt, er trabte genauso wie immer. Der war nicht lahm.“ Oh je. Wir finden kurze Worte des Mitleids und ich schaue im Hinausgehen einem konsterniert dreinblickenden Besitzer ins Gesicht. Wie traurig ist das denn, all die Mühe, eben noch die Freude und der riesen Spaß an der Sache und dann das.

Ich longiere Escobar ab und sehe wie er sich ein wenig festhält. Hat er Muskelkater nach den 3 Stunden Hänger Fahrt gestern? Warum habe ich ihn gestern Abend zwar noch einmal geputzt, aber nicht daran gedacht ihn vielleicht noch ein paar Runden Schritt zu führen? Philipp entscheidet: „Komm ich setze mich drauf und ich reite ihn auf dem Hof noch länger Schritt.“

Wenige Minuten vor Escobars Startzeit ist die Prüfungshalle bereits frei und Philipp reitet direkt in die Halle, ohne den Umweg über die Vorbereitungshalle zu nehmen.

Die Prüfung startet

Zusammen mit Philipp wird der ebenfalls noch nicht gekörte Franziskus Sohn „Franz Herrmann“ von Johanna Klippert vorgestellt. Johanna Klippert ist in diesem Metier Profi durch und durch. Über ihre Bereiter Ausbildung hinaus arbeite sie viele Jahre im Ausbildungs- und Verkaufstall Kasselmann. Sie ist Pferdewirtschaftsmeisterin mit Stensbeck Auszeichnung, Besamungswartin und arbeitet als selbstständige Berufsreiterin mit eigenem Ausbildungs- und Verkaufsstall auf der Hengststation Holkenbrink in Münster. Unzählige Ausbildungs-, Auktions-, Verkaufspferde und Hengste hat sie auf nationaler, wie internationaler Bühne erfolgreich vorgestellt.

Also, es geht los …

Auf dem Video, welches mein Sohn aufgenommen hat, startete die Prüfung, mit dem Einsatz des Sprechers, bei einer Zeit von 1:49.

Escobars Vorstellung beendete der Sprecher auf unserem ungekürzten Video bei der Zeit von 3:30. Philipp durfte Escobar also 1 Minute und 40 Sekunden im Trab vorstellen.

Nur der Vollständigkeit halber hier noch das Video vom restlichen Teil der Prüfung – also die restlichen 4 Minuten und 22 Sekunden. Damit betrug die gesamte Prüfungsdauer dieser zwei Hengste 8 Minuten und 36 Sekunden, von denen Escobar nur ein Bruchteil mitmachen durfte, während Frau Klippert fast Reitunterricht ähnlich angewiesen wurde, wie die Kommission sich die Vorstellung des Hengstes „Franz Herrmann“ wünscht und uns schließlich ratlos zurückließ.

Selbst meinem Hund Jeny schien aufzufallen, dass irgendetwas so gar nicht stimmte – wenn man ihrem Gemaule am Ende des Videos zuhört… .

Escobars Meinung zu dem Thema

Schon nachdem Philipp zum Schritt durchpariert war, vollzog sich bei Escobar eine Veränderung. Mit zunehmender Schrittzeit verlor er jeden Ausdruck im Gesicht. Unsere Stimmung im Team erreichte noch vor seiner Box den allgemeinen Nullpunkt. Aber schlimmer noch mein Hengst stand da, als hätte er etwas falsch gemacht. Ich merkte es erst, als ich in der Box die Trense abnahm – er schien komplett ratlos und stupste mich ganz zaghaft mit der Nase an. Erzähl mir noch mal jemand, dass Pferde nichts mitbekommen.

Was jetzt ?

Nachdem unsere Nachbarn mit Zelebration II bereits abgereist waren, fanden wir alle so langsam die Sprache wieder.

Hin- und hergerissen, zwischen Fassungslosigkeit und Nicht-Verstehen suchte ich das Gespräch mit der Kommission. Als erstes erfuhr ich, dass mein Hengst hinten links gelahmt hätte und mir wurde empfohlen den Tierarzt zu bitten sich mit mir mein Pferd noch einmal draußen auf dem Pflaster anzuschauen. Als zweites wurde mir die Frage gestellt, warum mein Hengst nicht in der Vorbereitungshalle gewesen wäre, dann hätte dies so nicht in der Prüfungshalle geschehen müssen.

Zugegeben jetzt musste ich doch einmal anmerken, dass ich selbst Tierärztin wäre und seit über 21 Jahren als niedergelassene Pferdepraktikerin, überwiegend mit Orthopädie mein Geld verdienen würde. Trotzdem hätte ich kurz zuvor die Lahmheit meines Pferdes nicht erkennen können. Ich habe aber versichert, dass ich mir das im Anschluss noch einmal auf dem Pflaster anschauen würde.

Das Zögern meiner Gegenüber dauerte nur Sekunden und dann wurde zurückgerudert, dass es sich nur um Taktfehler gehandelt hätte und es nun doch keine Lahmheit gewesen wäre.

???

Vor allem hätte die Kommission auch eine Verantwortung den Pferden gegenüber und es müsste auch vor allem in meinem Interesse sein, dass das Pferd keinen gesundheitlichen Schaden nimmt, wenn sie zugelassen hätten das Pferd weiter in der Prüfung zu belassen.

Mir blieb dann nur noch festzustellen, dass bei meinem Hengst am Ende dieses Prüfungstages noch die Pflastermusterung im Rahmen der Sattelkörung anstehen würde  und wir uns dann ja erneut sehen würden. Vorausgesetzt ich würde nach sorgfältiger Untersuchung im Anschluss entscheiden, dass mein Pferd dazu gesundheitlich in der Lage ist.

Um es vorweg zu nehmen: Ich sah mein Pferd gesundheitlich dazu in der Lage.

Um 18:45 Uhr fand hinter der Halle, neben einem vollständig mit Pferden bestückten Stallzelt, die Pflastermusterung für drei Pferde statt. Ursprünglich hätten es deutlich mehr Pferde sein müssen.

Von den verbliebenen Hengsten erschienen noch auf dem Pflaster: ein 4 jähriger Secret Sohn „Secret Dream“ und Escobar. Leider reichte für niemanden mehr die Zeit aus eine Stange o.ä. zur Begrenzung hinzulegen, die dem Ganzen wenigstens einen Hauch von offiziellem Charakter verliehen hätte. Den Namen des 4 jährigen Hengstes, weiß ich nur durch die Startnummer und durch das Boxenschild mit dem besagten N.N., denn nun fiel mir auf, dass die Prüfung „Sattelkörung“ nirgends gelistet ist. Auf keiner Starterliste, nicht im Katalog, nicht bei Clip my horse – Diese Prüfung findet offiziell/ öffentlich einfach nicht statt. Da hier die Live Übertragung von Clip my horse nicht erfolgte – es wäre eigentlich ein Prüfungsbestandteil dieser Sattelkörung gewesen – gibt es von Escobar nur die Videoaufnahme meines Sohnes.

Während wir Escobar zurück zur Box bringen, fragt mich mein Sohn: „Sie haben eben gesagt Escobar fällt auf vorne links, was meinen Sie damit?“

Was haben die gesagt? Aha, jetzt also soll mein Pferd plötzlich vorne rechts lahm sein, oder hinten rechts? Warum spricht keiner mit mir?

Es wird noch einmal spannend

Nachdem Escobar sein Abendbrot bekommen hat, mache ich mich mit seiner leeren Futterschüssel auf den Weg zum Anhängerparkplatz. Mitten auf dem Hof hält Herr Norbert von Laak neben mir an, fährt sein Fenster herunter und fragt mich wie es mir geht. Im ersten Moment nicht erkennend, sage ich: „Mir geht es super. Jetzt soll mein Pferd plötzlich bei der Pflastermusterung vorne rechts, oder hinten rechts lahm sein – Keine Ahnung.“

Einschub: Da ich es nur anständig finde, wenn man schon Personen in öffentlichen Berichten namentlich erwähnt, diese auch darüber zu informieren, habe ich am Samstagabend Herrn van Laak eine E-Mail geschickt, welche den Link zu diesem Block enthielt. Leider irrte ich in dem Glauben mit Herrn van Laak gesprochen zu haben. Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass es für mich zu keinem Zeitpunkt eine Information darüber gab wer die anwesenden Personen waren, als ich am Donnerstag auf der Tribüne das Gespräch suchte und mir eine ganze Reihe von Personen gegenüber saßen. Im Gegensatz zu meiner eigenen namentlichen Vorstellung, stellte sich mir niemand in irgendeinem Gespräch, weder auf der Tribüne, noch am Abend auf dem Hof, mit seinem Namen vor. Im Internet sind zu keiner der Personen, die Herr Kraft auf Clip my horse aufzählte, besonders aktuelle Fotos zu finden. Daher irrte ich anscheinend in dem Gespräch am Auto mit Herrn Olsson, wofür ich mich bei Herrn van Laak und bei Herrn Olsson entschuldigen möchte. Und dies auch persönlich per Mail bereits getan habe An meinen Gedanken und an meinem Bericht allerdings ändert es von der Aussage her natürlich nichts.

Aber Herr Olsson schaffte es mich runter zu bringen. Es entwickelte sich ein sehr nettes, freundliches Gespräch. Aber auch wir kamen zu keinem vollständig gemeinsamen Konsenz. Für mich bleibt die Frage im Raum stehen, warum mein Pferd und Philipp nicht die Chance erhalten haben länger als 1 Minute 40 zu reiten. Nach Herrn Olssons Meinung lag das Problem in der Balance des Pferdes bedingt durch die nicht sichere Anlehnung, womit wir definitiv einen gemeinsamen Konsenz fanden. Es ist ein, fast auf den Tag genau 3 jähriges Pferd, Takt, Losgelassenheit und eine leichte vetrauensvolle Anlehnung immer in Kombination zu gewährleisten, gleicht bei reeler Ausbildung bei so einem jungen Pferd der Quadratur des Kreises. Mit dieser Aussage stand aber nurn nicht mehr das Risiko einer gesundheitlichen Beeinträchtigung meines Pferdes im Raum, der den Grund für den Abbruch der Vorstellung von Escobar legitimieren sollte. Wenn doch alles im Sinne der jungen Pferde anders werden soll und wenn die 3 jährigen endlich reel vorgestellt werden sollen, reel im Sinne der Ausbildungsskala, warum unternahm die Kommission nicht wenigstens den Versuch meinem Bereiter unter die Arme zu greifen? Warum wird Johanna Klippert, die es reiterlich vermutlich mit ihrer Erfahrung besser kann als viele andere, fast Unterricht erteilt und Philipp nicht?

Ist es mehr im Sinne der jungen Pferde, diese hochaufgerichtet, mit weggedrücktem Rücken, teilweise sogar mit falschem Knick vorzustellen? Von den vielen Taktfehlern aufgrund mangelnder Balance und fehlender inneren Losgelassenheit, mal ganz zu schweigen. Unzählige Pferde waren auf dieser Veranstaltung so unter Spannung, dass die Reiter kaum den Hufschlag erreichten, oder die Pferde sich angaloppierend, wegspringend oder sogar steigend immer wieder versuchten aus der Spannung zu befreien. Ist es das, was wir im Sinne der jungen Pferde als reel im Sinne der Ausbildungsskala betrachten? Mein Hengst bewegte sich vollkommen sicher in der gesamten Halle, auf allen gewünschten Hufschlägen, ohne ein einziges Anzeichen von Angst.

Eine Stunde nahm Herr Olsson sich Zeit. Inzwischen standen in meinem Rücken, von mir zunächst unbemerkt, Herr Carsten Rotermund und Frau Franziska von Pellengahr-Gröblinghoff. Das nahm ich aber erst wahr, als Herr Patrick Kraft am Auto von Herrn Olsson auftauchte und mir meinen Pferdepaß reichen wollte. Auf meine Aussage hin, dass mein Pferd am nächsten Tag ja noch die dritte Teilprüfung zu absolvieren hätte, rückten jetzt die anderen in meinem Rücken näher. Da mein Pferd zwei Teilprüfungen nicht vollständig absolvieren konnte, könnten sie mein Pferd auch nicht adäquat beurteilen. Daher bräuchte er auch am nächsten Tag nicht mehr antreten. Jetzt erfuhr ich, dass mein Pferd auf dem Pflaster vorne nicht ganz in Ordnung gewesen wäre.

Aha.

Sehr geschickt, mit weiblichen Instinkt reagierte Frau Pellengahr- Gröblinghoff und erklärte mir, dass mein Hengst in der Tat körfähig wäre. Es wäre schon ein Typ und stünde auf einem ordentlichen Fundament. Wenn er denn an dem heutigen Tag in Ordnung gewesen wäre… . Ich sollte doch im Herbst 3 1/2 jährig, oder im Frühjahr 4 jährig wiederkommen und ihn noch einmal vortsellen. In allen Unterlagen ist eindeutig zu lesen: Im Herbst nur Kurz-VA – keine Sattelkörung! und die Kurz-VA mit Sattelkörung gilt nur für 3 jährige, nicht mehr für die 4 jährigen Hengste. Herr Rotermund bot mir lächelnd an, ich sollte mich einfach melden, wenn ich vorhätte ihn dann noch einmal vorzustellen.

Das war nicht fair, denn dass mein Hengst körfähig ist, dachte ich auch und dass denkt wohl jeder, der mit seinem Hengst zur Körung fährt. Mir war schlagartig, freundlich lächelnd der Wind aus den Segeln genommen worden. Sie hatten es geschafft, ich nahm meinen Pferdepass und die Gesprächsrunde mitten auf dem Hof, war nach 2 1/2 Stunden beendet.

Tieftraurig ging ich zu meinem Pferd in die Box. Selbst wenn ich noch einmal käme, ich bin davon überzeugt, mein Hengst wird nie gekört werden.

Escobar lag inzwischen in seiner Box und ich fand es war nicht nötig, dass er jetzt noch mit Zöpfen schlafen sollte. Der Hengst in der Box gegenüber scharrte ohne Pause, schwitzte und ich schickte meinen Sohn Bescheid zu geben, dass der Hengst kolikt. Wenn ich schon keine Ahnung habe von Orthopädie, so erkenne ich wenigstens noch, wenn ein Pferd Kolik hat.

Ich hocke mich neben meinen Hengst und während wir kuscheln, mache ich ihm nach und nach alle Zöpfe raus. Dabei denke ich darüber nach warum ich eigentlich hier bin.

Mein Hengst hat ein spannendes Pedigreé mit einer Doppelveranlagung, ist WFFS frei, besitzt ein supergutes Fundament, eine tolle Größe, einen anständigen Charakter, drei grundsolide Grundgangarten mit einem überdurschnittlichen Galopp, ein super Fundament, Röntgenbilder ohne einen einzigen Befund auch ohne verheimlichten Chip-OP, er ist nie gedoppt worden, besitzt dafür aber zwei pralle Hoden und eine manchmal etwas anstrengende Libido und er braucht weder Toupé noch Extensions. Wenn unsere Warmblutzuchten genug von solchen Hengsten haben… .Dann habe ich ein wunderschönes Pferd und ich liebe ihn. Mit oder ohne Körung – was soll‘s, es gibt auch keine Brandzeichen mehr.

Unser Projekt Münster/ Handorf ist jedenfalls zu Ende. Ich habe die Kurz Veranlagungsprüfung bei der FN (€ 642,00) bezahlt und mein Konto weist noch eine ausreichende Deckung auf, dass das Westfälische Pferdestammbuch die Kosten für die Sattelkörung (€550,00 plus € 90 Stallgeld) auch noch abbuchen kann – ich fahre also ohne Schulden hier vom Hof.