Seite wählen

23 Zahnbehandlungen der 2 und 3 jährigen Hengste

Bevor ein junges Pferd das erste Mal ein Trensengebiss in das Maul bekommt, sollte die Maulhöhle und die Zähne von einem Tierarzt untersucht und gegebenenfalls die Backenzähne von Zahnhaken und falls vorhanden Milchzahnkappenreste oder störende Wolfszähne entfernt werden.

Da die jungen Pferde keine Schmerzen mit dem neuen Trensengebiss und mit dem Reiter verbinden sollen, hat sich diese Ansicht – zum Glück – heute allgemein durchgesetzt.

Normalerweise sind die Warmblüter dann 3,  3 ½ , oder 4 jährig, wenn sie angeritten werden.

Aber bei  den 2, 2 ½  jährigen Hengsten, die zur Körung vorbereitet werden sollen, stellt sich diese Situation vollkommen  anders dar.

Was sollte man zu diesem Zeitpunkt tun und was besser lassen?

Wie entwickelt sich überhaupt das Pferdegebiss?

Viele kennen die Regel: 6 Tage, 6 Wochen, 6 Monate beim Fohlen-Milchgebiss.

Aber wie geht die Entwicklung weiter?

Während noch das Fohlen-Milchgebiss bestehen bleibt, brechen in den ersten beiden Lebensjahren des Pferdes, hinter den drei vorderen Milchbackenzähnen die ersten beiden bleibenden Backenzähne durch das Zahnfleisch. Gleichzeitig wächst der Kopf des Pferdes und damit entsteht auch ein Längenwachstum des Ober- und Unterkiefers.

Die letzten, der drei bleibenden Backenzähne, brechen erst mit ca. 4 ½ Lebensjahren des Pferdes im Unter- und Oberkiefer durch die Schleimhaut.

Also zu einem Zeitpunkt, indem das Größenwachstum des Kopfes weitgehend abgeschlossen ist.

Wechsel der Milchzähne hin zu den bleibenden Zähnen

In dem Lebensalter von 2- 2 ½ Jahren wechseln erst die vorderen beiden Backenzähne im Ober- und Unterkiefer.

Das Größenwachstum des Kopfes und damit auch das Längenwachstum von Ober- und Unterkiefer tritt in seine Hochphase ein. Bei vielen Hengsten, die aufgrund ihrer Hormone schneller in der körperlichen Entwicklung sind, als gleichaltrige  Wallache und Stuten, treten in diesem Alter häufig auch schon die ersten Wolfszähne (zu hohem Prozentsatz nur im Oberkiefer angelegt), sofern sie im Genom angelegt sind, durch die Schleimhaut.

Bevor sich die Reste der ersten beiden Milchzähne der Backenzähne lösen, entwickeln sich die bleibenden Backenzähne unter den Milchzähnen. Erst durch die Größenzunahme der darunter liegenden bleibenden Backenzähne, werden die Milchzähne an ihrer Kaufläche vermehrtem Druck ausgesetzt, sie werden vermehrt abgerieben und der Milchzahn wird immer dünner.

Sichtbahr ist das Größenwachstum der bleibenden Zähne an den Unterkieferästen, an denen die sogenannten Bumps entstehen können. Diese festen, bogenförmigen Verdickungen zeigen die Größenwachstums-Aktivität der bleibenden Zähne an. Gleiches geschieht im Oberkiefer, es ist nur nach außen nicht sichtbar.

Ca. 2 Jährig sind gerade erst die zweiten bleibenden Backenzähne durch die Schleimhaut gebrochen und gelangen nun langsam 2 ½ jährig in die Reibung mit ihrem Gegenspieler des Ober-, bzw. Unterkiefers.

Gleichzeitig wechseln die Zangen der Ober- und Unterkiefer Schneidezähne.

Wer schon sein eigenes Kind im Zahnwechsel erlebt hat, kann nachvollziehen: Das junge Pferd hat in dieser Zeit genug mit seinem eigenen Gebiss zu tun.

3- 3 ½ jährig wechselt dann der letzte der drei Backenmilchzähne im Ober- und Unterkiefer, während zu gleicher Zeit auch die Mittelzähne der Schneidezähne wechseln müssen.

Erst 4 ½ jährig haben in der Regel dann alle Zähne gewechselt und bleibenden Backenzähnen sind vollständig durch die Schleimhaut durchgeschoben. Erst ca. 5 jährig sollten dann alle Zähne vollständig im Kontakt mit ihrem jeweiligen Gegenspieler sein. Nun kann das fertige Pferdegebiss korrekt sein Futter zermahlen, wenn alles fehlerfrei verlaufen ist.

Zahnbehandlungen bei 2, 2 ½  und 3jährigen Hengsten zur Körvorbereitung und Sportprüfungen

Bei den 2, 2 ½ jährigen ist der letzte bleibende Backenzahn im Ober- und Unterkiefer noch nicht, oder noch nicht vollständig durch die Schleimhaut durchgeschoben. Je nach Alter und Entwicklung des Einzeltieres betrifft dies auch bereits den vorletzten der bleibenden Backenzähne. Zudem beginnt in diesem Zeitraum auch der Wechsel der ersten beiden Backenzähne an allen vier Backenzahnreihen. Lässt man in der Betrachtung den Wechsel der Schneidezähne mal außer Acht, der ein junges Pferd alleine schon genug belasten kann, erfolgt die „vorsorgliche“ Zahnbehandlung eines Pferdes in diesem Alter, für Körvorbereitungen, zum denkbar ungünstigstem Zeitpunkt.

Diese Skizze zeigt die rechten Backenzahnreihen eines ausgewachsenen Pferdes.

Bei einem 2jährigen, fehlen die letzten Zähne noch (X), die ersten beiden Backenzähne wachsen und üben Druck auf die darüber liegenden Milchzähne aus (0).

Bei einem 2 ½ jährigen, ist der Wechsel der ersten beiden Backenzähne mitten im Wechsel. Die verbliebenen Reste der Milchzähne, nach dem Durchbruch der bleibenden Zähne, nennt man Milchzahnkappen. Normal fallen diese von alleine aus und machen keine Probleme. Durch eine zu frühe Entfernung, beabsichtigt oder ausgelöst durch die Rotationsbelastung mit einer Zahnraspel oder mit einer Zahnmaschine, wird die Zementbildung in den bleibenden Zähnen zu früh beendet. Der bleibende Zahn kann nicht korrekt ausreifen und es kann zu Zementkaries und damit zu erheblichen Schmerzen und Entzündungen führen, die ohne Zahnbehandlung und unter physiologischen Bedingungen nicht aufgetreten wären.

Bei einem 3 jährigen, sind die letzten Backenzähne auch noch nicht in der Maulhöhle angekommen (X) , aber nun befinden sich die dritten Backenzähne im Wechsel. Da diese Zähne sich zwischen den vorderen zwei bereits gewechselten und den hinteren zwei bereits durchgeschobenen bleibenden Zähnen, einschieben müssen, macht dieser Wechsel am Meisten Probleme. Für die Milchzahnkappen gilt das Gleiche wie oben erwähnt, ein zu frühes Abnehmen kann die Zahnentwicklung  des bleibenden Zahns massiv beeinträchtigen.

Zahnbehandlungen für die Körungen

stellen in diesem Lebensalter (2/ 2 ½  jährig) der Pferde extrem hohe Anforderungen an die Fachkompetenz des Tierarztes.

Wolfszähne angelegt unter der Schleimhaut, oder bereits durch die Schleimhaut durchgeschoben, sollten in jedem Fall vollständig (und nicht abgebrochen !!) entfernt werden. In so einem Fall muss dem jungen Pferd anschließend noch mindestens 10-14 Tage das Trensengebiss erspart bleiben, um ein vollständiges Ausheilen der Schleimhautwunden zu gewährleisten. Hier kommt das Trensengebiss immer in Kontakt – beim Führtraining und Longieren mit Ausbindern im Rahmen der Körvorbereitung.

Jedes Glätten bestehender Zahnkanten darf nur mit Führung der Maschine/ Zahnraspel unten an den Zahninnenkanten und oben an den Zahnaußenkanten, möglichst nur punktuell und kurz erfolgen und wenn vertretbar ganz unterbleiben, um ein zu frühes Lockern der noch verbundenen Milchzähne/ Milchzahnkappen zu vermeiden.

Ein Einkürzen, der durch den Zahnwechsel entstandener „Treppen“, sollte  unterbleiben und wenn überhaupt darf dies nur in sehr genauer Kenntnis der Zahnwechsel Situation des einzelnen Pferdes erfolgen.   

Ein Glätten der frisch im Hochschieben befindlichen, bleibenden Zahnkronen sollte komplett unterbleiben, um das empfindliche, junge Dentin zu schonen und um dem Pferd, auch mitten im Zahnwechsel, das Mahlen seines Futters und die physiologische Anpassung der unterschiedlichen Härtegrade des Dentins auf der Kaufläche der Zahnkrone zu ermöglichen.

Die Pferde sind im Wachstum, im körperlichen Aufbau und mitten in ihrer hormonellen Entwicklung. Genau in dieser Phase, wird dem Organismus im Rahmen der Körvorbereitungen und Sportprüfungen extrem viel abverlangt. Daher müssen sie in der Lage sein ihr Futter, soweit es der Zahnwechsel zulässt, optimal Einspeicheln und Zermahlen zu können.

Aber die Pferde leben auch nach der Körung – gekört oder ungekört – weiter und wir dürfen ihnen nicht noch zusätzliche, langfristige Schäden durch eine fehlerhafte Zahnbehandlung zufügen.