Sport, Wettkampf und Manipulation?
Sport bildete schon immer den Mittelpunkt in meinem Leben. Fechten, Laufen, Reiten – immer war ich in Bewegung. Als junges Mädchen verbrachte ich Stunden auf dem Rad von dem einen Stall zum Nächsten, nur um die mir anvertrauten Pferde reiten zu dürfen. Gebannt saß ich bei Olympia vor dem Fernseher und dabei war es mir egal, ob gerade Sommer- oder Winterspiele stattfanden.
Ich kann mich nicht erinnern, wann genau ich die Naivität verlor, dass alles nicht nur Spannung, Freude und Wettkampf ist.
Vielleicht begann es in meiner Bockrichterzeit beim Hamburger Derby. Ich, gerade mal 16 Jahre alt, bekam im Fahrerzelt erste Gespräche mit, dass ein Pferd am Vortage noch vorne rechts gelahmt hätte, in der Dressur am Tag darauf aber im Vierspänner eine taktreine Vorstellung ablieferte. Oder waren es die angsterfüllten Augen eines Springpferdes, welches am Einritt vom Hamburger Derbyparcours nicht zulassen wollte, dass die Pflegerin die Gamaschen wechselte? Vielleicht war es aber auch meine Warendorfer Zeit, in der ich Sätze hörte wie: „Gib dem doch …, dann funktioniert der schon.“ Und in der viele Berufsreiter schon vor dem Turnier wussten, wie ein Formfehler bei der Dopingprobenentnahme aussehen könnte.
Später, in meinem Beruf als praktische Tierärztin, brachte mir die verlorene Naivität und das dabei gewonnene Wissen, so manchen Vorteil gegenüber skrupellosen Pferdeverkäufern ein.
Mit zunehmendem Alter aber, fällt es mir immer schwerer dem Treiben wortlos zuzuschauen. Was haben diese großartigen Tiere eigentlich verbrochen, dass wir so mit ihrer Gutmütigkeit und ihrer Leistungsbereitschaft umgehen? Warum werden Menschen, die sich über Touchieren, Barren und Doping aufregen, hinter vorgehaltener Hand, als „unwissende“ Laien und Freizeitreiter belächelt? Warum machen immer noch Tierärzte in dem Spiel mit und finden sich selbst dabei auch noch so „cool“? Nein es geht nicht nur ums Geld, es geht auch darum „professionell“ zu sein und sich nicht erwischen zu lassen – „unprofessionell“ handelt nur der, dem sein Handeln öffentlich nachgewiesen wird.
Natürlich gibt es auch die Anderen
und zum Glück werden deren Stimmen auch immer lauter.
Aber die Schere zwischen denen, die aus Liebe mit Pferden beruflich zu tun haben und denen den die Pferde als Lebewesen egal sind, wird für mich gefühlt immer größer. Und die Schere zwischen den Entscheidungen, was ist notwendig und dem Pferd noch zumutbar, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und was sollte man nicht mehr tun, wird für mich gefühlt immer enger.
Besonders deutlich wird dies im Rahmen der Hengstkörungen. Was mancherorts im Rahmen der Vorbereitung der Hengste hinter den Türen geschieht ist, sprengt schon fast meinen Vorstellungsrahmen.
Nachdem die Körungen der Hengste für das Jahr 2021/ 22 inzwischen bei allen Verbänden Geschichte sind, tauchen wieder die Diskussionen über die Doping positiv getesteten Hengste in den Medien auf.
Was ist Doping? Und warum wirft das Thema Doping, gerade bei den Hengsten, so viele Probleme auf?
Welche Substanzen sind in den letzten Jahren im Rahmen der Körungen aufgetaucht und warum?